Was macht der Neurologe, die Medizinisch-technische Assistentin oder die Medizinische Fachangestellte eigentlich, wenn von Nerven-oder Muskelmessungen die Rede ist?

Elektroneurographie (ENG)

= Messung der Leitfähigkeit der Nerven in den Armen und Beinen.

Elektromyographie (EMG)

= Untersuchungsverfahren zur Messung der elektrischen Aktivität, die in einem Muskel in Ruhe, bei leichter Anspannung und bei voller Innervation gemessen wird.

Bei welchen Symptomen führen wir diese Untersuchung durch?

Taubheitsgefühl

Sie leiden unter Missempfindungen in den Händen oder Füßen, Ihnen schlafen nachts die Hände ein, so dass davon wach werden und/oder vor Schmerzen nicht mehr einschlafen können. Sie haben möglicherweise ein Taubheitsgefühl in den ersten 3 Fingern oder im kleinen Finger?

Welche Nerven werden mit dieser Untersuchung am häufigsten
geprüft und welche Körperteile versorgen sie?

  • Nervus medianus, der sog. Mittelarmnerv, der aus einem Nervengeflecht aus der HWS entspringt und im Unterarmbereich zwischen den beiden Sehnen verläuft, versorgt die ersten 3 Finger und den Ringfinger zur Hälfte.
  • Nervus ulnaris, der sog. Ellennerv, der aus einem Nervengeflecht aus der HWS entspringt und im Ellenbogenbereich durch den sog. „Musikknochen“ im Ellenbogenbereich läuft, versorgt den kleinen Finger und die Hälfte des Ringfingers.
  • Nervus radialis, der sog. Speichennerv, der aus einem Nervengeflecht aus der HWS entspringt, innerviert die Muskulatur des Handrückens.
  • Nervus tibialis, der sog. Schienbeinnerv, der ein Ast vom Nervus ischiadicus ist, durch die Kniekehle verläuft, innerviert die Muskulatur im Bereich der Fußsohle. Er ist zuständig für die Versorgung der Muskeln, die den Zehenstand ermöglichen.
  • Nervus peronaeus, der sog. Wadenbeinnerv, der ein Ast vom Nervus ischiadicus ist, seitlich am Knie am Wadenbeinkopf vorbeizieht, innerviert die Muskulatur des Fußrückens.

Wann führen wir diese Untersuchung durch?

Sie hilft uns eine Diagnose zu stellen bzw. diese zu sichern und eine eventuelle Nervschädigung zu erfassen, um dann ggf. eine zielgerichtete Therapie einzuleiten.

Bei welchen Erkrankungen bzw. Verdachtsdiagnosen werden
diese Untersuchungen durchgeführt?

  • Carpaltunnelsyndrom
  • Ulnaris-Rinnen-Syndrom
  • Polyneuropathie

Wie ist der Ablauf der Untersuchung?

  • Am Anfang fragen wir nach den Beschwerden und Symptomen.
  • Wir erklären den Untersuchungsablauf:
    • Fixierung der Elektroden auf den zu untersuchenden Muskel, z.B. platzieren wir bei der Untersuchung des N. medianus die zu messende Elektrode (aktive -) auf die Daumenmuskulatur und die Referenzelektrode (+) auf die Daumensehne
    • Reizung mit kurzen elektrischen Impulsen, so dass es zur Kontraktion der vom Nerven versorgten Muskulatur kommt
    • Der zu untersuchende Nerv wird supramaximal an mind. 2 unterschiedlichen Reizpunkten mit elektrischen Impulsen gereizt. Mit Hilfe der Oberflächenelektroden auf dem vom Nerven versorgten Muskel wird die Zeit gemessen, bis es zur Kontraktion der Muskulatur kommt. Die Nervenleitgeschwindigkeit berechnet sich aus dem Weg zwischen den 2 Reizpunkten und der Differenz aus den jeweiligen Zeiteinheiten.

Was wird gemessen?

  • Distale Latenz (dmL): Zeit, die vergeht, bis es zur Antwort der Muskulatur nach Reizung am distalen Ende des Nervens kommt
  • Nervenleitgeschwindigkeit (NLG): Geschwindigkeit aus dem Weg und der Differenz der Leitungszeiten zwischen 2 Reizpunkten.

Wie ist das Ergebnis der Untersuchung?

Durch Beurteilung der Messwerte können wir feststellen, ob eine Nervenschädigung vorliegt oder nicht.

Normwerte:

  • N. medianus: NLG: > 48 m/s dmL: < 4,2 ms
  • N. ulnaris: NLG: > 48 m/s dmL: < 3,5 ms
  • N. peronaeus: NLG: > 45 m/s dmL: < 5,3 ms
  • N. tibialis: NLG: > 45 m/s dmL: < 6,0 ms

Bei welchen Symptomen führen wir diese Untersuchung durch?

Taubheitsgefuehl-Arme

Sie leiden unter Schmerzen oder einem Taubheitsgefühl in den Armen und Beinen, haben das Gefühl, den Fuß nicht richtig heben zu können, leiden unter einer Kraftlosigkeit in den Armen oder Beinen.

Welche Muskeln werden am häufigsten mit dieser Methode
untersucht?

  • Obere Extremitäten:
    • M. biceps = der zweiköpfige Oberarmmuskel
      • Funktion:
      • Beugung des Unterarms im Ellenbogen.
      • Innendrehung des Unterarms (Supination)
    • M. triceps = der dreiköpfige Oberarmmuskel
      • Funktion:
      • Streckung des Unterarms im Ellenbogen
      • Fixierung des Ellenbogengelenks bei Feinbewegungen der Hand, z.B. beim Schreiben
    • Untere Extremitäten:
      • M. tibialis anterior = der vordere Schienbeinmuskel
      • Funktion:
      • hebt den Fuß und kann ihn nach außen drehen (Supination)
    • M. gastrocnemius = der zweiköpfige Wadenmuskel
      • Funktion:
      • Beugung des Fußes
      • Beugung des Kniegelenkes
      • Supination des Fußes

Wann führen wir diese Untersuchung durch?

Sie hilft uns eine Diagnose zu stellen bzw. diese zu sichern und eine eventuelle Nervschädigung zu erfassen, die die Funktion des Muskels einschränkt oder eine Muskelerkrankung, um dann ggf. eine zielgerichtete Therapie einzuleiten.

Bei welchen Erkrankungen bzw. Verdachtsdiagnosen wird die Untersuchung durchgeführt?

Bandscheiben-Prolabs
  • Bandscheiben-Prolaps
  • Myositis
  • Myopathie
  • Radikulopathie
  • Fußheberparese

Wie ist der Ablauf der Untersuchung?

  • Am Anfang fragen wir nach den Beschwerden und Symptomen und führen die körperliche Untersuchung durch.
  • Wir klären Sie über Indikation und mögliche Komplikationen auf und stellen Ihnen die Frage, ob Sie unter einer Blutgerinnungsstörung leiden oder ob Sie Antikoagulanzien (Blutverdünner) einnehmen.
  • Aufklärung über den Ablauf der Untersuchung:
    • Befestigung der Erdelektrode an der zu untersuchenden Extremität
    • Punktion des zu untersuchenden Muskel mit einer kleinen, sehr dünnen Nadel hineinstechen
    • Zunächst wird der Muskel in Ruhe, d.h. in völliger Entspannung, anschließend bei leichter Anspannung und zum Schluss bei maximaler Anspannung untersucht.

Was wird bei der Untersuchung gemessen?

  • „Spontanaktivität“ entsteht durch Aktionspotentiale einzelner Muskelfasern, die in Muskelruhe, d.h. ohne willkürliche Muskelanspannung registriert werden.
  • „Willkürpotentiale“ entstehen bei leichter Innervation.
  • „Rekrutierungsmuster“ sind Potentiale motorischer Einheiten bei maximaler Innervation, auch als Interferenzmuster bezeichnet. Bei max. Innervation interferieren die einzelnen Potenziale miteinander, eine Grundlinie ist nicht mehr erkennbar.

Wie ist das Ergebnis der Untersuchung?

Durch die Beurteilung der Messungsergebnisse können wir in der Regel erkennen, ob eine Muskelerkrankung oder ein neurogener Schaden vorliegt. Dabei beurteilen wir die Form, Größe und Dauer der Potentiale der motorischen Einheiten und die Dichte des Interferenzmusters.

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Reizung der Spinalnerven durch Bandscheibenvorfall